Die Welt in ihrer Hosentasche – Mobile Recruiting

Anforderungen der Gen Y & Z ans Employer Branding: Worauf du bei der Ansprache junger Fachkräfte achten solltest.

Von der Stellenanzeige in der Lokalzeitung bis zu Karrierenetzwerken wie LinkedIn und Xing – es hat sich einiges bei der Ansprache potenzieller Mitarbeiter geändert. Doch wie geht die junge Generation bei der Jobsuche und Berufsorientierung tatsächlich vor? Und welche Anforderungen haben sie an ein Unternehmen heutzutage?

 

Social Media ist im Branding und der Ansprache unverzichtbar – da bist du mit uns und vielen Experten sicher einer Meinung. Doch anstatt dein Budget bei Facebook mit der Gießkanne auszugeben, solltest du dein Employer Branding an deine Zielgruppe, die Generationen Y & Z, anpassen. Auch wenn Facebook mit 68% den größten Marktanteil an sozialen Netzwerken in Deutschland besitzt und es naheliegt, dort Werbung für deine Stellen zu schalten, wirst du die Fachkräfte der Zukunft so wahrscheinlich nicht erreichen. Damit du ein noch besseres Verständnis von Digital Natives bekommst, zeigen wir dir, wie sie denken, und welche Anforderungen sie an dich als potenziellen Arbeitgeber haben. Denn die Generationen Y & Z können in kürzester Zeit Unmengen an Informationen online abrufen. Sie sind die Generationen, die die Welt in ihrer Hosentasche tragen.

Mobile Recruiting – Smartphones bei der Jobsuche

In Deutschland besitzen 99% der 12- bis 19-Jährigen ein Smartphone (JIM Studie, 2020). Somit ist es zum wichtigsten Medium der jüngeren Generation geworden. Sie nutzen es mehrmals täglich, insbesondere, um im Internet zu surfen. Daraus ergibt sich auch die Relevanz des Handys bei der Stellensuche. Als Unternehmen musst du dich an die junge Generation anpassen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Bei der Ansprache potenzieller Mitarbeiter solltest du ihre Plattformen nutzen und dein Employer Branding nach ihren Vorlieben und Vorstellungen gestalten. Viele Unternehmen nutzen bereits Social Media ganz gezielt im Employer Branding und Recruiting. Dabei kommen nicht nur reine Unternehmensprofile zum Einsatz, sondern auch eigene Karriere-Accounts, die zielgruppenorientierten Content bieten und Einblicke in den Alltag der zu besetzenden Stelle geben.

Warum du auf deine Online-Präsenz achten solltest

Digitale Medien sind im Employer Branding grundlegend. So wie du als Recruiter den Bewerber online “stalken” kannst, können auch sie dein Unternehmen per Google screenen. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, sich mit potenziellen Arbeitgebern genauer auseinanderzusetzen. Bewerber sind kritischer geworden, denn sie können sich umfassend informieren und Fragen stellen. Sie können sich ein nahezu vollständiges Bild von dir machen, indem sie Arbeitgeber-Bewertungsportale aufsuchen. Aus dem ehrlichen Feedback gewinnen sie Insights, die über deine Stellenanzeige hinausgehen. Negative Erfahrungen, eine schlechtere Vergütung und ein sich wochenlang ziehender Bewerbungsprozess können deine Bewerber abschrecken. Ein großer Name allein reicht nicht mehr, denn Unternehmen müssen auch die eigenen Werte widerspiegeln und dafür einstehen. Die Gen Y & Z binden sich nicht mehr an eine Firma. Sie kennen ihre Fähigkeiten und wissen, dass die Konkurrenz diese auch zu schätzen weiß. Für sie definiert sich Respekt nicht mehr über Macht und Status, sondern über Erfahrung und Kompetenz. Eine Kommunikation auf Augenhöhe ist bei ihnen zielführend.

Mobile Recruiting ermöglicht dir, individuell mit jedem Bewerber zu kommunizieren. Es ist essentiell in der Kommunikation nicht nur Aufmerksamkeit zu generieren. Als Unternehmen solltest du dem Bewerber authentisch gegenübertreten. Eigene Werte müssen klar definiert sein, bei den Mitarbeitern umgesetzt und nach außen hin kommuniziert werden. Dabei geht man auf die spezifischen Bedürfnisse und Werte individueller Kandidaten ein. Hierbei spricht man vom Personalized Recruiting.

Warum du deine Bewerber nicht “auf gelesen” lassen solltest

Mit den fortschreitenden digitalen Angeboten ist auch die Kommunikation schneller geworden. Du kannst jederzeit den Status deines Chatpartners einsehen und bist rund um die Uhr erreichbar. Mittlerweile haben wir die Kunst des Wartens verlernt: Denn früher durfte man mehrere Tage auf eine Briefantwort warten. Heute wird eine Antwort erwartet nachdem das zweite Häkchen blau wird. Nicht nur in der privaten Kommunikation zieht dies Konsequenzen nach sich. Unternehmen müssen im Bewerberprozess zeitig reagieren. Keine Reaktion auf Bewerbungen oder eine Antwort erst nach mehreren Wochen zu verschicken lassen dich als potenzieller Arbeitgeber unattraktiv und unprofessionell wirken. Denn damit vermittelst du ihnen das Gefühl, dass du ihre Zeit nicht wertschätzt. Auf Job-Bewertungsportalen wird eine mangelnde Kommunikation öffentlich kritisiert und wirkt sich negativ auf dein Employer Branding aus.

Generationsbezogenes Employer Branding

Gut ausgebildete Arbeitnehmer können sich häufig ihren Wunscharbeitgeber aussuchen. Vor allem Young Professionals der Engpass-Zielgruppen haben die Wahl und könnten mit ihren dringend benötigten Fähigkeiten zur Konkurrenz gehen. Deshalb ist es für dein Unternehmen notwendig, die genauen Bedürfnisse der Generationen zu erkennen und im Recruiting darauf einzugehen. Aktuell treffen auf dem Arbeitsmarkt vier verschiedene Generationen aufeinander. Während Babyboomer für die Arbeit leben, sieht die Gen X Arbeit als Mittel zum Zweck, um sich ein schöneres Leben zu ermöglichen. Ein eindeutiger Wertewandel bei der Auffassung von Arbeit verzeichnet sich bei der nachfolgenden Generation:

Werte in der Gesellschaft:

Für die Gen Y & Z liegt die eigene Selbstverwirklichung im Fokus. Auch ihr Bewusstsein für die Gleichstellung der Geschlechter ist in der heutigen Zeit außerordentlich hoch. Sie wuchsen mit Angela Merkel als Bundeskanzlerin auf und halten Frauen in Führungspositionen für selbstverständlich. Sie verabschieden sich von der traditionellen Rollenverteilung mit dem Mann, der das Geld verdient, und der Frau, die Zuhause für die Erziehung der Kinder verantwortlich ist. Dadurch wandelte sich die Gesellschaft und auch Singles und Alleinerziehende gewinnen mehr Anerkennung. Durch die Globalisierung wachsen die zukünftigen Fachkräfte in einer ethnischen und kulturellen Vielfalt auf, die ihre Ansichten und Werte prägt. Als Unternehmen solltest du deine eigenen Werte klar und authentisch definieren, um diese gezielt im Employer Branding einsetzen.

GEN Y (1980-1996)

Die Gen Y betrachtet vorhandene Muster mit einem kritischen Auge und stellt diese in Frage. Sie schreiben dem Privatleben eine höhere Bedeutung zu. Für die Generation Y steht das Leben an erster Stelle, an zweiter Stelle folgt die Arbeit. Sie sind bereit hart zu arbeiten, jedoch zu ihren eigenen Konditionen. Die eigene berufliche Entwicklung steht für sie im Fokus. Ihnen ist eine ausgewogene Work-Life-Balance wichtig: Die Arbeitszeit soll sich mit der persönlichen Situation vereinbaren lassen. Damit stellen sie Unternehmen vor neue Herausforderungen, denn fremdbestimmte Arbeit und eine ständige Verfügbarkeit lassen sich mit den Wünschen der Millennials nicht vereinbaren. Angebote wie Home Office und ein Gleitzeit-Arbeitsmodell werden für sie zu einer gewissen Norm.

GEN Z (ab 1997)

Die Gen Z ist mit der Digitalisierung aufgewachsen. In ihrer frühen Kindheit haben sie bereits mit den Smartphones ihrer Eltern gespielt. Daher gehört der Umgang mit diesen Medien für sie zum Alltag. Ihr Kommunikationsverhalten unterscheidet sich dabei grundsätzlich von den vorherigen Generationen: Sie sind noch stärker als Millennials online unterwegs. Es fällt ihnen leicht mit der Technik umzugehen und sie agieren ganz selbstverständlich im digitalen Umfeld. Deshalb bezeichnet man sie auch als “Digital Natives”. Vorhandene Arbeitsmuster sind für sie nicht attraktiv, denn sie leben digital und Social Media hat einen äußerst hohen Stellenwert in ihrem Alltag. Die Generation Z wird – wie auch schon die anderen Generationen vor ihr – die Arbeitswelt neu gestalten. Sie wird ihre Forderungen an Unternehmen stellen, um ihre Lebenslust und Einkommenssituation zu maximieren.

Wieso Facebook “gestorben” ist

Social Media dominiert den Alltag für die jüngere Generation. Doch nicht jede Plattform ist bei ihnen gleichermaßen beliebt. Auch wenn Facebook das größte soziale Netzwerk darstellt, ist die Betrachtung der Nutzergruppe entscheidend: Bei der älteren Generation erfährt Facebook einen Zuwachs, währenddessen hat die Gen Z ihren Account bereits wieder gelöscht. Für sie ist Facebook nicht mehr aktuell oder relevant. Sie sind lieber auf anderen Plattformen unterwegs. Daher ist es weniger sinnvoll dort Schüler und Studenten anzusprechen. Im Gegensatz zu der Gen Y und den Young Professionals haben sie zu den Stellen-Netzwerken wie Xing und LinkedIn noch keine Beziehung aufbauen können. Nutze ihre präferierten Kommunikationswege für dein Employer Branding, auch wenn Jodel, Tik Tok, Snapchat und Co. für dich Neuland sind.

Das Thema Datenschutz und Risiken:

Mit der Entwicklung sozialer Netzwerke haben die Gen Y ihr Privatleben übermotiviert öffentlich geteilt. Sie sind eher leichtsinnig mit ihren sensiblen Daten umgegangen. Bilder, Gedanken, Likes und Präferenzen waren für Recruiter leicht einsehbar. Dies ist der Gen Z bewusst und abschreckende Beispiele verstärken ihre Vorsicht. Auf Social Media gibt es zahlreiche Vorfälle, in denen Menschen aufgrund ihres Verhaltens im Netz gekündigt wurde. Auch Mobbing als Folge des Oversharings persönlicher Inhalte behalten Digital Natives im Bewusstsein. Daher achten sie vermehrt darauf, was sie posten. Sie teilen nicht mehr so bedenkenlos wie ihre Vorgänger. Kein Wunder, dass Plattformen wie Snapchat, besonders bei der jüngeren Generation, große Beliebtheit erfahren. Denn Snapchat erfüllt anscheinend den Wunsch nach einer vergänglichen Online-Kommunikation, die mit weniger Folgen verbunden ist. Mitglieder der Gen Z gewinnen dadurch das Gefühl einer gewissen Freiheit.

Vielfältige Berufsmöglichkeiten:

Mit der Digitalisierung bildeten sich zahlreiche neue Berufsgruppen. Während man sich sorgte, dass Maschinen den Menschen komplett ersetzen würden, ist im Gegenteil die Vielfalt an neuen Berufen kaum überschaubar. Diverse Studiengänge und Ausbildungsmöglichkeiten stellen Schüler vor neue Herausforderungen: Sie verlieren schnell den Überblick und wissen nicht was sie werden sollen. Dies ist deine Chance, dich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, indem du Jugendliche unterstützt und ihre grundlegenden Fragen beantwortest.

Was du in deinem Employer Branding implizieren solltest

  1. Definiere deine Unternehmenswerte präzise und kommuniziere diese authentisch.
  2. Kommuniziere nicht auf deinen gängigen Plattformen, sondern informiere dich über deine Zielgruppe und nutze ihre Kanäle.
  3. Nutze das Potential von Mobile Recruiting und optimiere deine Online Präsenz auf Mobile Devices.
  4. Hole unschlüssige SchülerInnen/ Studierende ab, indem du dein Orientierungsangebot erweiterst.
  5. Scoute Arbeitgeberbewertungsplattformen, denn die Kritik ist deine Chance dich zu verbessern.
  6. Optimiere deinen Bewerberprozess: Ermögliche deinen Bewerbern Transparenz und füge deinem Recruiting den Fokus als Dienstleistung hinzu: Denn ein positiver Bewerberprozess schlägt sich auf dein Employer Branding und deine Attraktivität als Arbeitgeber aus.